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 Schatzkammer St. Servatius 

      Herzlich willkommen in der Schatzkammer der katholischen Pfarrkirche St. Servatius in Siegburg !
 Der Siegburger Servatiusschatz ist mit seinen Schreinen, Reliquiaren und
 Tragaltärchen einer der bedeutendsten romanischen Kirchenschätze der Welt.
 Nach der zwangsweisen Aufhebung der Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg ( 1803 )
 wurde der dortige Reliquienschatz 1812 der kath. Pfarrgemeinde St. Servatius
 zugesprochen. Grundstock sind die vielen Reliquien, die bereits der
 Hl. Erzbischof Anno II. der Abtei Siegburg zukommen ließ. Die Schatzkammer
 wurde in späterer Zeit durch eine Fülle von Exponaten ergänzt und 1991 neu
 eingerichtet.

Über den Servatiusschatz schreibt Renard in den "Kunstdenkmälern der Rheinprovinz":

"Unter den Kirchenschätzen des Rheinlandes ist derjenige von Siegburg immer an erster Stelle
zu nennen;an Umfang ist er nicht so bedeutend,an Emailwerk der spätromanischen Zeit der reichste.
Während sich sonst nur vereinzelte Stücke erhalten haben,gibt der Siegburger Schatz mit
seinen vier großen Schreinen,zwei Tragaltären und vier kleineren Reliquiaren,
der Ausstattung der Schreine mit kostbaren Geweben,ein seltenes Bild von den
Kirchenschätzen aus der Blütezeit der großen rheinischen Abteien im 12.und 13.Jahrhundert.
Der Annoschrein zeigt die Metallbearbeitung in der romanischen Zeit auf ihrer größten Höhe,
und der Löwenstoff der byzantinischen Staatsmanufaktur ist nicht allein die hervorragendste
bekannte Leistung ihrer Art,sondern vielleicht überhaupt in Komposition und Durchführung
die bedeutsamste künstlerische Arbeit aus dem Gebiet der älteren Textilkunst."

Dieses Urteil gilt nach wie vor, auch im Bewußtsein, daß der früher viel reichere Bestand
schmerzliche Verluste erlitten hat.Insbesondere durch die auf dem Wiener Kongreß
beschlossene sog.Säcularisation, die 1803 auch zur Aufhebung der  Siegburger Abtei führte,
sind wesentliche über Jahrhunderte bewahrte Kleinodien des Siegburger Schatzes verloren
gegangen.So wurde z.B. der Annoschrein fast seines gesamten reichhaltigen Figurenschmuckes
beraubt,der heute nur noch auf alten Zeichnungen und auf zwei Ölgemälden zu sehen ist,
die jetzt in Belecke aufbewahrt werden und die früher dem Kloster Grafschaft im Sauerland
gehörten,welches ebenfalls eine Gründung Anno's war.
Weitere Einbußen sind durch Restaurationen eingetreten, bei denen einzelne alte Applikationen
des Schreins durch Nachahmungen ersetzt wurden.Die ersetzten Originale wurden nicht
zurückerstattet (offenbar auch nicht zurückgefordert !);sie befinden sich heute teilweise in
amerikanischen Museen,wohin sie wie auch immer gelangt sind.


Schließlich darf nicht verschwiegen werden,daß der Schatz auch im kulturbewußten 20.Jahrhundert weitere Schäden erlitten hat durch leichtfertigen und unsachgemäßen Umgang bei der Aufbewahrung in Siegburg.


      .......... Kleines Reliquiar aus Limoges um1200,
                                                              Detail: Flucht nach Ägypten
 

Der wesentliche Bestand des Kirchenschatzes:
 AnnoschreinDetail vom Annoschrein

    1. Annoschrein ( 1175 -1183 )
           der wertvollste der Siegburger Schreine,nach Ansicht
           der Sachverständigen an Kunstwert dem Dreikönigenschrein
            im Dom zu Köln gleichwertig. Beide werden dem
            Goldschmied Nikolaus von Verdun zugeschrieben.
            Der Annoschrein wird nicht in der Schatzkammer,sondern
            in der Abteikirche auf dem Michaelsberg aufbewahrt und ausgestellt.
           
    Der Annoschrein ist mehrere Jahre lang in Köln einer gründlichen Restaurierung unterzogen worden. Im Jahre 2007 ist er wieder in die Abtei zurückgekehrt,nachdem dort zwischenzeitlich die konservatorisch erforderlichen Bedingungen geschaffen worden sind.

    2. Schrein der Heiligen Innocentius und Mauritius ( 1185 ) Ist z.Zt. in Köln zur Restaurierung.

    3. Schrein des hl.Honoratus (Um 1200 )
    4. Schrein des hl.Benignus ( 1190 ) 

    5. Schrein des hl.Appolinaris ( 1446 ) (war bis April 2001 in der Ausstellung "Der Weg nach dem Himmel"in Amsterdam u.Utrecht). Ist jetzt wieder zurück und im Hauptaltar der Kirche aufgestellt.
                                                                                          
    6. Reliquienkasten des hl.Andreas ( 12.Jh.)
    7. Tragaltar des hl.Mauritius ( 12.Jh.)
    8. Tragaltar des hl.Gregorius ( 12.Jh.)
    9. Zwei Reliquienkästen aus Limoges-Email ( 12/13.Jh.)

Weiter sind zu erwähnen:
 
  • Der Bischofsstab und der Konsekrationskamm des hl.Anno
  • Eine Monstranz der Spätrenaissance aus vergoldetem Silber
  • Ein Barockkelch
  • Ein silbernes Rauchfaß aus dem 17.Jahrhundert
Einen fast unschätzbaren Wert mißt man dem bereits erwähnten Löwenstoff,Ausschnitt
großen Löwenstoff bei,der in den Jahren 924 bis 934 im alten
Byzanz entstanden ist.Er wurde gefunden im Annoschrein bei seiner
Öffnung am 6.Juli 1819.In ihm war eingehüllt das Haupt des hl.Anno.
 
Das Schicksal des Löwenstoffes ist eines der trüben Kapitel des Umganges mit
dem Kirchenschatz in neuerer Zeit.Er ist erst 1999 nach 75-jähriger Irrfahrt
wieder nach Siegburg zurückgekehrt,nachdem er nach der Wiedervereinigung
Deutschlands in einem Ostberliner Museum wiederentdeckt und von Pastor
Schwickerath zurückgefordert und dann in Krefeld restauriert wurde.
Bis dahin galt, was Hans Peters 1952 in seinem Buch " Der Siegburger Servatiusschatz "
so formulierte:
 
    "Die Gewebesammlung des Siegburger Servatiusschatzes hat eine beträchtliche
     Einbuße erlitten,seitdem zur Gewißheit wurde,daß der "LÖWENSTOFF",ein
     Hauptstück des Schatzes,ein Werk von höchster Bedeutung in der Geschichte
     der vormittelalterlichen,der byzantinischen Kunst,während der letzten Kriegs-
     oder Nachkriegsjahre - nicht ohne Leichtsinn und auf rätselhafte Weise -
     verloren gegangen, vermutlich verbrannt ist,einer der schwersten Verluste,
     der den Schatz jemals betroffen hat."

Außer diesen  Gegenständen umfaßt der Schatz noch eine Reihe
von Elfenbeinarbeiten und Stoffresten (6./17. Jh.) aus Persien,
Byzanz und Sizilien und Altargerät aus spätgotischer Zeit bis zum Barock,
Reliquiare in Büchsen- sowie in Monstranzform,deren Aufzählung
und Beschreibung an dieser Stelle zu weit führen würde.
 

 Mühlenstraße 6, 53721 Siegburg
 Telefon: (02241) 6 68 35
 
 Öffnungszeiten: Di - Fr 15 - 16 h, So 11.30 - 12.30 h
 Führungen nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten
 Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Baum, Tel. 02241/62414