Über den Servatiusschatz schreibt Renard in den "Kunstdenkmälern der Rheinprovinz":
"Unter den Kirchenschätzen des Rheinlandes ist derjenige von Siegburg
immer an erster Stelle
zu nennen;an Umfang ist er nicht so bedeutend,an Emailwerk der spätromanischen
Zeit der reichste.
Während sich sonst nur vereinzelte Stücke erhalten haben,gibt
der Siegburger Schatz mit
seinen vier großen Schreinen,zwei Tragaltären und vier kleineren
Reliquiaren,
der Ausstattung der Schreine mit kostbaren Geweben,ein seltenes Bild
von den
Kirchenschätzen aus der Blütezeit der großen rheinischen
Abteien im 12.und 13.Jahrhundert.
Der Annoschrein zeigt die Metallbearbeitung in der romanischen Zeit
auf ihrer größten Höhe,
und der Löwenstoff der byzantinischen Staatsmanufaktur ist nicht
allein die hervorragendste
bekannte Leistung ihrer Art,sondern vielleicht überhaupt in Komposition
und Durchführung
die bedeutsamste künstlerische Arbeit aus dem Gebiet der älteren
Textilkunst."
Dieses Urteil gilt nach wie vor, auch im Bewußtsein, daß
der früher viel reichere Bestand
schmerzliche Verluste erlitten hat.Insbesondere durch die auf dem Wiener
Kongreß
beschlossene sog.Säcularisation, die 1803 auch zur Aufhebung der
Siegburger Abtei führte,
sind wesentliche über Jahrhunderte bewahrte Kleinodien des Siegburger
Schatzes verloren
gegangen.So wurde z.B. der Annoschrein fast seines gesamten reichhaltigen
Figurenschmuckes
beraubt,der heute nur noch auf alten Zeichnungen und auf zwei Ölgemälden
zu sehen ist,
die jetzt in Belecke aufbewahrt werden und die früher dem Kloster
Grafschaft im Sauerland
gehörten,welches ebenfalls eine Gründung Anno's war.
Weitere Einbußen sind durch Restaurationen eingetreten, bei denen
einzelne alte Applikationen
des Schreins durch Nachahmungen ersetzt wurden.Die ersetzten Originale
wurden nicht
zurückerstattet (offenbar auch nicht zurückgefordert !);sie
befinden sich heute teilweise in
amerikanischen Museen,wohin sie wie auch immer gelangt sind.
Schließlich darf nicht verschwiegen werden,daß der Schatz
auch im kulturbewußten 20.Jahrhundert weitere Schäden erlitten hat durch
leichtfertigen und unsachgemäßen Umgang bei der Aufbewahrung in Siegburg.
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Kleines Reliquiar aus Limoges um1200,
Detail: Flucht nach Ägypten
Der wesentliche Bestand des Kirchenschatzes:
5. Schrein des hl.Appolinaris ( 1446 ) (war
bis April 2001 in der Ausstellung "Der Weg nach dem Himmel"in Amsterdam u.Utrecht).
Ist jetzt wieder zurück und im Hauptaltar der Kirche aufgestellt.
6. Reliquienkasten des hl.Andreas ( 12.Jh.)
7. Tragaltar des hl.Mauritius ( 12.Jh.)
8. Tragaltar des hl.Gregorius ( 12.Jh.)
9. Zwei Reliquienkästen aus Limoges-Email ( 12/13.Jh.)
Außer diesen Gegenständen umfaßt der Schatz noch
eine Reihe
von Elfenbeinarbeiten und Stoffresten (6./17. Jh.) aus Persien,
Byzanz und Sizilien und Altargerät aus spätgotischer Zeit
bis zum Barock,
Reliquiare in Büchsen- sowie in Monstranzform,deren Aufzählung
und Beschreibung an dieser Stelle zu weit führen würde.
Mühlenstraße 6, 53721 Siegburg
Telefon: (02241) 6 68 35
Öffnungszeiten: Di - Fr 15 - 16 h, So 11.30 - 12.30 h
Führungen nach Vereinbarung auch außerhalb der
Öffnungszeiten
Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Baum, Tel. 02241/62414